Infobrief 11

Liebe Mitglieder, Interessierte und Freunde des Kreises,

 

Dieses Mal ist es uns ein Anliegen unseren Dank an alle Mitglieder auszusprechen, die sich in unserem Verein immer wieder auf´s Neue aktiv beteiligen.

Insbesondere danken wir dem Vorbereitungsteam – Ursula, Marlene, Sybille, Gerd und Alwin, dem es immer wieder gelingt, uns interessante Themen nahezubringen.

 

In unserem 11. Infobrief berichten wir über das Treffen im Offenen Kreis vom 12. Juni 2010, bei dem Beate die Permakultur vorstellte.

 

Andreas hat den nachfolgenden ausführlichen Bericht über dieses Thema und den Nachmittag im Kreis verfasst. Vielen Dank, Andreas!

 

 

 

Hier noch wichtige Termine:

 

28. August 2010 Wiesenfest

27. November 2010 Mitgliederversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes

 

Bericht von Andreas über das Treffen im Offenen Kreis:

Beate hat bei ihrem Aufenthalt in Afrika die gartenbauliche und landwirtschaftliche Methode bzw. die Lebensweise der Permakultur praktisch kennen gelernt, ja selbst gelebt, und stellt uns beim Kreistreffen am 12.06.2010 in Neutsch ihre Grundzüge vor. Bill Mollison, der Begründer der Permakultur bezeichnet diese Methode mit der Kurzformel: „Permakultur ist das Schaffen von kleinen Paradiesen hier auf der Erde.“ Für seine Vision und seinen Einsatz die Permakultur in die Welt zu bringen, erhielt er 1981 den alternativen Nobelpreis. Der Begriff Permakultur steht zunächst für das englische „permanent agriculture“, wurde aber über den landwirtschaftlichen Fokus hinaus zu einer „permanent culture“ fortentwickelt.

Beate ist die Permakultur in Afrika als „Großer Garten“ begegnet, und sie berichtet uns begeistert, dass ein Denken und Leben nach den ethischen Grundlagen der Permakultur die Menschen dabei unterstützt, ihren Lebensraum und ihre sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen nachhaltiger zu gestalten.

Hier im Bericht ein Auszug aus Wikipedia

  • Achtsamer Umgang mit der Erde (Earthcare) – diese ökologische Komponente zielt auf den behutsamen und vorausschauenden Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen (Ressourcen), die als ein Geschenk der Erde für alle Lebewesen aufgefasst werden. Um ein Permakultur Design als nachhaltig bezeichnen zu können, sollen die natürlichen Regenerationszyklen (Stoff- und Energiekreisläufe) der lebenserhaltenden Systeme bewusst und langfristig eingeplant werden.

  • Achtsamer Umgang mit den Menschen (Peoplecare) – diese soziale Komponente nimmt insbesondere Rücksicht auf die Selbstbestimmungsrechte aller Menschen. Hier wird das Problem von Freiheit und Verantwortung besonders deutlich. Allen das Recht auf eine frei gestaltbare Nutzung der Lebensgrundlagen zu gewährleisten, erfordert eine Balance zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Bedürfnissen. Hieraus entspringt eine ethische Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Alle Menschen sollen das gleiche Recht auf Zugang zu den Lebensgrundlagen (Ressourcen) haben.

  • Selbstbegrenzung und Überschussverteilung (Limits to consumption and growth, redistribution of surpluses) – Diese ökonomische Komponente leitet sich von der begrenzten Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit unseres Planeten Erde ab. Auch wir Menschen müssen lernen, eine zukunftsfähige Selbstbegrenzung in Bezug auf die Befriedigung unserer Bedürfnisse auszuüben: als Einzelne und als Menschheit gegenüber der Erde (Tiere, Pflanzen, …), sowie als Einzelne und als Gemeinschaft untereinander. Die dritte Komponente steht daher für eine bewusste Umsetzung von Selbstbegrenzung und einer (Rück)Verteilung der gemeinsam erzielten Überschüsse. Letztere bezieht sich auch auf die adäquate Rückführung in natürliche Kreisläufe. Damit schließt sich der Kreis zu Earthcare und Peoplecare, bzw. überschneiden sich die drei ethischen Aspekte.

 

Um uns zu verdeutlichen, worauf es bei der Permakultur ankommt, „verstrickt“ uns Beate in ein kleines Spiel. Wir stehen im Kreis und reichen uns kreuz und quer ein Band weiter, indem wir die Rollen jeweils von Lebenwesen aus der Nahrungskette annehmen, den Produzenten, Konsumenten und Destruenten: Baum – Kirsche – Wurm – Fliege – Vogel – Fuchs – Wolf – Tollwut – Bakterien – u. s. w. Bis wir ein strammes Netz zwischen uns gespannt haben, doch wenn nur ein Element in unserer Runde das Band loslässt, fällt das ganze Netz in sich zusammen.

Beate erläutert uns, dass im ganzheitliche Verständnis der Permakultur (hier in Anlehnung aus dem Aufsatz zitiert „Was ist Permakultur“ von Ronny Wytek)

  • jedes Element eines Systems mehrere Funktionen erfüllt: Am Beispiel des Obstbaums wird deutlich, dass er vielseitig verwendbares Obst (für Most, als Tafel- oder Dörrobst) liefert, und sein wertvolles Holz kann genutzt werden zum Heizen und zum Möbelbauen. Er spendet auch Schatten, bremst den Wind (wenn er in einer Hecke steht), und dient als Rankhilfe (z.B. für Wein, Kiwis, Stangenbohnen,…) oder spielenden Kindern als Kletterbaum. Wir erfreuen uns an seiner Blütenpracht und Bienen sammeln in seinen Blüten Pollen als Nahrungsgrundlage, während sie gleichzeitig für die Bestäubung sorgen.

  • Wichtige Funktionen werden von mehreren Elementen getragen: So können Systeme stabilisiert werden, z.B. Energieversorgung (verschiedene Energieträger), Nahrung (eine vielfältige, produktive, „essbare“ Landschaft), Trink- und Brauchwasser (z.B. Brunnen, Regenwassernutzung, Quellen, Abwasserreinigung), Gelderwerb (mehrere wirtschaftliche Standbeine, Vielfalt von Erzeugnissen, viele Märkte).

  • Optimierung der Querverbindungen zwischen den Elementen: Durch entsprechende Platzierung (bzw. zeitliche Staffelung) werden einzelne Elemente in förderliche Beziehungen zueinander gesetzt. So kommt es, dass alles mit allem in Verbindung ist und ein Netzwerk von synergetischen Verbindungen entsteht. Als Beispiel: Das Gewächshaus an der Südseite des Wohnhauses (mit Speicherwand) und davor ein Teich (als Lebensmittelproduzent, Lebensraum, Löschteich…), der wie ein Spiegel die flache Wintersonne in das Gewächs- und Wohnhaus lenkt und dadurch zusätzlich Licht und Wärme spendet. Auch lokale Tauschringe, in deren Netzwerken die einzelnen Mitglieder in einen produktiven und geldlosen Austausch miteinander sind, folgen diesem Prinzip.

  • Vielfalt statt Einfalt: Je größer die (Bio-)Diversität, desto stabiler ist ein (Öko-)System.

  • Optimaler Energieeinsatz: Stoffkreisläufe werden so kurz wie möglich gehalten. Dabei hilft z.B. ein hoher Grad an Selbstversorgung, der die Verschwendung von fossiler Energie z.B. durch den Transport von Lebensmitteln und an deren Gütern unnötig macht.

Beate hat Poster erstellt, so dass wir uns die 12+1 Prinzipen der Permakultur in der Übersicht anschauen können. (auch hier wieder zusammenfassend aus Wikipedia, was sie uns erläutert):

1.

Observe and Interact

Sorgfältige Beobachtung systemischer Abläufe und durchdachte Interaktion mit den Systemelementen.

2.

Catch and Store Energy

Wiederentdeckung und adäquate Nutzung von Energieträgern, die für alle Kulturen ein (überlebens)wichtiger natürlicher Reichtum waren: Wasser, Bodenhumus, Saatgut und Bäume. Besonderes Augenmerk auf lokale und regionale Autonomie, um im Zeitalter einer Energiewende nicht ‚von außen abhängig‘ zu sein.

3.

Obtain a Yield

Implementierung und Erhaltung ertragreicher Systeme wird Nachahmer inspirieren. Erfolgreiche Permakultursysteme werden sich ausbreiten (private und kommunale Selbstversorgung).

4.

Apply Self-regulation and Accept Feedback

Selbstregulationsprozesse (produktive Feedbackschleifen) in den Systemen erkennen und nutzen. Je weniger in Systeme eingegriffen werden muss, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, störend einzugreifen und arbeitsintensive Folgeschäden zu verursachen.

5.

Use and Value Renewable Resources

Behutsame aber produktive Nutzung von erneuerbaren Ressourcen (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse). Gleichzeitig verminderter Input nicht-erneuerbarer Ressourcen.

6.

Produce No Waste

Abfallvermeidungs- und -verwertungskaskade: refuse, reduce, reuse, repair, recycle (dt. verzichten, vermindern, wiederverwenden, reparieren, recyceln).

7.

Design from Patterns to Details

Erfolgreiche Gestaltung erfordert zunächst ein Verständnis der übergeordneten Muster in der Natur. Die geplanten und gewünschten Details eines Permakulturprojekts berücksichtigen diese Muster und richten sich nach ihnen (top-down thinking, bottom-up action).

8.

Integrate Rather than Segregate

Kooperation vielfältiger Elemente statt Eliminierung einzelner und Konkurrenz untereinander.

9.

Use Small and Slow Solutions

Kleine und langsame Lösungsstrategien machen Systeme für Menschen leichter überschaubar und langfristig produktiver als große mit hohem Energie- und Zeitaufwand.

10.

Use and Value Diversity

Die Vielfalt von Elementen in Systemen nutzen und bewahren. Dies erhöht die Ausfallsicherheit und ermöglicht wiederum langfristige Selbstorganisation.

11.

Use Edges and Value the Marginal‘

Den Reichtum und die Bedeutung von Randzonen (Übergänge von Systemen) erkennen und nutzen.

12.

Creatively Use and Respond to Change

Kreative Nutzung natürlicher Kreisläufe und Sukzessionsfolgen, um auf kommende Herausforderungen flexibel und adäquat antworten zu können.

 

Zusätzlich stützt sich die Permakultur selbstverständlich auch auf das Prinzip der Muster in der Natur und setzt darauf, dass wir Menschen sie auch erkennen und wahrnehmen, um sie in unserem Wirken zu beachten und zu integrieren.

Beate hat auf kleinen Schautafeln eine ganze Palette solcher Muster mit dem Bleistift skizziert: Wellen, Rosetten, Verästelungen, Schuppen, Schlangenlinien …

Wir schauen sie uns an, und brechen dann auf zu Spaziergängen in die Felder und den wunderschönen Laubwald auf der Höhe um Neutsch herum. Unsere Aufmerksamkeit ist jetzt auf die Muster in der Natur gerichtet und wir erkennen sie auch tatsächlich wieder. Einzelne Beispiele von Zapfen, Blüten, Ästen, Steinen, Federn verschiedenen Früchten, die jeweils für ein typisches Muster stehen bringen wir wieder mit in unsere Runde und bewundern aus einem neuen Blickwinkel unsere Mitbringsel, die Schätze der Natur.

Nach der Teepause leitet uns Marlene durch eine Erd-Heilungsmeditation. Sie hat aktuelle Informationen über die Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko zusammengetragen und erläutert uns die unvorstellbaren Dimensionen der Auswirkungen.

 

Wir danken Beate und Marlene für ihre Beiträge zu unserem Treffen im Kreis. Mit wachem und gestärktem Bewusstsein gehen wir in die Sommerpause und freuen uns auf das Sommerfest am 28.08.2010.

Bitte beachten:

 

Das nächste Treffen im „Offenen Kreis“ findet am Samstag, den 11. September 2010 um 16:00 Uhr in Neutsch statt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Mit lieben Grüßen

Euer Vorstand

Hildegard, Maria, Andreas und Günter