Protokoll vom letzten Kreistreffen, wo wir Fritz Reheis zu Gast hatten und er zum Thema „Entschleunigung“ sprach

Liebe Mitglieder und Freuunde des Kreis e.V.,

 

heute senden wir Euch anstelle des Infobriefes das Protokoll vom letzten Kreistreffen, wo wir Fritz Reheis zu Gast hatten und er zum Thema „Entschleunigung“

sprach. Wir danken Ursula sehr für das kompakt zusammengefasste Protokoll und hoffen, dass es Euch einen Eindruck vermittelt von unserem spannenden Vortrag.

Heute habe ich die ersten Schwalben gehört…~~ der Sommer kommt!!

 

Wir wünschen Euch einen Slow-( langsamen)frühlingsausklang
Eure Beate für den Vostand
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Alles braucht seine Zeit

Warum Entschleunigung heute eine Überlebensfrage ist.

Der Kreis hatte zum 21. April Fritz Reheis, Professor für Politologie an der Universität Bamberg und einer der führenden Vertreter zum Thema Entschleunigung in Deutschland, eingeladen.

Er stellte sich vor mit der Frage, warum ihn die Zeit überhaupt interessiere. Zum einen weil ihm das Leben um ihn herum viel zu schnell gehe und Zeit und Raum schon immer vorhanden waren, lange bevor Geld eine Rolle spielte und einen wesentlichen Anteil beiträgt, dass die Zeit immer knapper wird.

Fritz wollte auf 3 Punkte eingehen:

  • Zeit und Umgang mit mir

  • Umgang mit Anderen

  • Umgang mit der Natur

Umgang mit mir und in Bezug auf Andere – Alles wird schneller, in die Zeit wird viel zu viel reingepackt, da der eine langsamer ist als der andere fehlt die Zeit in der Begegnung für Synchronisation, chronischer Zeitmangel, Zeit ist Geld, viel Zeit für produktive Tätigkeiten, weniger für reproduktive.

Folgen: Für einen selber: nicht mehr mithalten zu können, für den Kontakt mit den anderen, man findet keine gemeinsame Zeit, oder bräuchte auch länger Zeit füreinander, die nicht mehr vorhanden ist, tragische Folgen in der Natur: Dass wir mehr verbrauchen, als die Erde reproduzieren kann: Einige Daten: Unser Energieverbrauch pro Tag könnte die Erde erst wieder in 1000 oder 10 000 Jahren reproduziert haben – oder anders ausgedrückt, wenn wir uns ein Beispiel an der Entwicklung der Erde nehmen würden, würden wir nur das nehmen, was die Erde wieder in der Zeit auch wieder bereitstellen kann und wir würden ihr auch immer wieder was zurückgeben. Unser ökologischer Fußabdruck ist zu groß.

Diagnose: 4 Erklärungen, warum das so ist.

  • Die Gesetze der Natur werden außer Kraft gesetzt

  • Die Technik zwingt zu einem immer schnelleren Lebenswandel, was heute noch gut war, ist morgen schon veraltet

  • Das Leben als letzte Gelegenheit“ (von Marianne Gronemeyer), d.h. wenn ich denke, ich habe nur dieses eine Leben, dann packe ich möglichst viel darein.

Seine Erklärung ist, dass die kapitalistische Wirtschaftsweise einen Zeitmangel mit einschließt:

  • Linearer Wachstumswahn und den sozialen Ungleichgewichten

  • einer Wirtschaft, die immer mehr auf die Vermehrung von Geld ausgerichtet ist

  • dem Konsumzwang, der zwar mehr Zeit bringen soll, aber das Gegenteil bewirkt……usw.

Das Prinzip der Regenerativität: (Natur)

Die Natur lebt uns das vor: Nach einem anfänglichen schnellen Wachstum, der auch mal linear sein kann, kommt sie immer wieder auch zum Stillstand, zur Pause, zur Regeneration und zum Tod und der Kreislauf beginnt von vorne. Zyklisch ist die Entwicklung auf der Erde und damit steht der lineare Wachstumswahn schon von Anfang an im Widerspruch. Sie lebt uns eine Zeit vor für Regenerativität. Da wir die Verbindung zur Natur verloren haben, fehlt uns auch die Zeit und das Leben ist in Gefahr. Eigentlich sei die Solarenergie die einzige Energie, die wir regenerativ nutzen können, da sie uns immer zur Verfügung stehe.

Das Prinzip der Reziprozität: (Miteinander)

Gute Beziehungen beruhen auf einem Ausgleich von Geben und Nehmen. Es geht um die Sychronizität mit Anderen.

Das Prinzip der Reflexivität: (Beziehung zu mir selbst)

Dabei geht es um den ganzen Menschen, dass er gut leben kann, es geht um das bewusste selbstreflektierende Leben, das eine gewisse Zeit benötigt.

Strategien eines neuen Zeitmangements:

Zeithygiene für sich selbst:

  • dass der Mensch Zeit hat sich zu reflektieren,

  • dass er es sich gut gehen lässt, eins nach dem anderen erledigt

  • Zeit hat Dinge anzufangen und zu beenden

  • je langsamer das Fortbewegungsmittel, umso länger der Urlaub

Zeitpolitik in der Gesellschaft:

  • das Familienministerium öffnet sich für ein Umdenken zur Wichtigkeit der Zeit

  • wer Hetze verbreitet soll für die Kosten aufkommen

  • Druck auf die Wirtschaft ausüben, dass Hetzen unattraktiv wird

  • zeitbewusste Ökonomie, die nur auf den menschlichen Bedarf hin produziert (Zeit für Kommunikation während der Arbeit, Zeit etwas zu Ende zu bringen, Zeit für das eigene angemessene Tempo – meine Nachbarin darf schneller oder langsamer arbeiten)

Zum Schluss ging Fritz auf unseren „Kreis e.V.“ ein und meinte, dass unsere Ethik und Wertvorstellung und unsere ganze Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen Teil der Schulbildung werden müsste. Mehr Öffentlichkeitsarbeit, Werbung für unsere eigene Sache, unseren eigenen Wert zu erkennen, sei wichtig.

Nach einer Übung in der Natur zur Langsamkeit fand eine lebendige Diskussion statt.

Erich und Ursula – für das Protokoll